Kein Indie-Pop ist auch keine Lösung

Rock’n’Roll ist das unangefochten beste Mittel, für immer jung zu bleiben; Indie-Pop ist dafür noch besser. Mumiy Troll, russische Indie-Kids der ersten Stunde, zeigt uns jetzt wie man legendär wird, ohne Demenz zu befürchten. Die vier Jungs aus Wladiwostok am östlichen Ende der Transsibirischen Eisenbahnstrecke sollten immer behauptet haben, dass San Francisco näher an Ihre Stadt sei als Moskau, die russische Hauptstadt. Die Idee hat sich auch in Ihrer Musik immer wieder gespiegelt: die noch in 1983 gegründete, aber erst seit 1997 tatsächlich aktive Band Mumiy Troll hat versucht Britpop zu spielen bevor es noch erfunden wurde.

Die Songs aus „Morskaya“, 1997 Debut der Band das vor kurzem sein Vinyl-Reissue sah, wurden von der russischen Ausgabe des Rolling Stone in die „Liste der Lieder, die die Welt verändert haben“ aufgenommen. Einige hört man jetzt wieder auf „Vladivostok“, zur Abwechslung ins Englische übersetzt: Produziert in Moskau und Los Angeles, „Vladivostok“, die erste englischsprachige Veröffentlichung der Band, überquert wieder die Grenzen des Pops mit Lässigkeit eines Suedes, Drive eines Shed Sevens und Unsterblichkeit aller Happy Mondays.

Die russische Antwort auf Britpop bekommt man jetzt auch live auf dem deutschen Boden zu sehen. Seit Mai 2012 befindet sich die Band auf einer Weltreise mit der russischen Viermastbark Sedow. Das größte noch segelnde traditionelle Segelschiff der Welt macht Stopps bei der Kieler Woche und in Bremerhaven. 14 Monate dauernde Seefahrt sollen Mumiy Troll-Musiker sowohl mit ganz traditionellen Seemannverpflichtungen an Bord als auch mit Recording Sessions fürs neue, auf das Jahr 2013 geplante Album verbringen. In Juni findet auch noch ein Live-Auftritt der Band in Hamburg statt. Es wurde öftmals berichtet dass Rock’n’Roll tot sei; Mumiy Troll’s „Vladivostok“ ist der russische Beitrag zu seinem Wiederbeleben.